Good Vibrations oder Bad Vibrations?

06 April 2020

Warum vermuten wir immer zuerst das Schlechte im Menschen?
Janine Völkert-May

Hand aufs Herz: Alle Autofahrer außer uns sind doch Idioten, oder?

Eine klassische Situation: Vor Ihnen auf der Landstraße fährt jemand so langsam, dass Sie immer ungeduldiger werden, weil Sie nicht überholen können. Später nimmt Ihnen ein anderes Fahrzeug die Vorfahrt und sie müssen massiv in die Bremsen steigen.

 

Der Straßenverkehr ist nur ein prägnantes Beispiel für alle Situationen, in denen wir das Verhalten eines anderen nicht verstehen und automatisch davon ausgehen, dieser andere sei ignorant, arrogant, selbstsüchtig und womöglich noch dumm dazu.

 

Warum eigentlich ist das so? Warum fällt uns nicht als erstes ein, dass vor uns der Fahrer vielleicht einfach nur unsicher ist, ein schreiendes Kind auf dem Rücksitz oder gerade eine Kontaktlinse verloren haben könnte und sich daher etwas seltsam benimmt?

 

Auch im Arbeitsleben vermuten wir bei Missverständnissen regelmäßig, dass die Kollegen uns absichtlich das Leben schwermachen möchten. Verhält sich jemand respektlos uns gegenüber, fragen wir uns nicht, was der Grund dafür sein könnte, sondern wir stempeln ihn gleich als ungehobelten Kerl ab. Werden Termine nicht eingehalten, fühlen wir uns gleich hängen gelassen und interessieren uns kaum dafür, warum der Kollege nicht zeitgerecht geliefert hat. Wird eine Aufgabe nicht so erledigt, wie wir es erwarten, vermuten wir gleich, der andere sei einfach nur zu blöd, unsere Vorgaben nicht richtig zu verstehen. Wir stellen unsere eigene Kommunikation meist kaum infrage.

 

Die Evolution hat uns vor langer Zeit eingetrichtert, dass eine ungewöhnliche Erfahrung immer auch eine Gefahr, der sprichwörtliche Säbelzahntiger im Busch, bedeuten könnte. Somit macht es aus Überlebensgründen mehr Sinn, erst draufzuhauen und dann nachzusehen, denn der Tiger wäre im Zweifel immer schneller als wir, wenn wir nicht gleich zuschlagen.

 

Wie zivilisiert müssen wir noch werden, um die Furcht vor dem Säbelzahntiger endlich überwinden zu können? Wann fangen wir an, hinter jedem eigenartigen oder verstörenden Verhalten nicht gleich eine böse Absicht zu vermuten? Wann kann es uns gelingen, auf die „Good Vibrations“ zwischen den Menschen zu vertrauen?

 

Natürlich: Trotz allem positiven Verständnis kommt es immer wieder dazu, dass wir in unserer Gutmütigkeit enttäuscht werden. Wir erfahren, dass der Kunde, den wir soeben an der Kasse vorgelassen haben, uns dennoch seinen Einkaufswagen in die Hacken rammt. Wir erleben, dass Mitarbeiter sich trotz Gehaltserhöhung auch weiterhin beim kleinsten Schnupfen für eine Woche krankmelden.

 

Dennoch! Mein Vorschlag: Versuchen Sie, bei der nächsten Gelegenheit, eine positive Erklärung für ein mögliches schräges Verhalten in Ihrem Umfeld zu finden. Fragen Sie nach, warum sich jemand so verhält, wie Sie es wahrnehmen. Bilden Sie sich Ihr Urteil erst, wenn Sie genügend Informationen haben. Sie werden sehen, dass es in den meisten Fällen eine gute Erklärung gibt und die meisten Menschen doch gar nicht so ignorant und selbstsüchtig sind. Und dann macht sogar das Autofahren wieder Spaß!

 

Machen Sie es sich selbst einfacher – mit vielen „GOOD VIBRATIONS“!

 

 

Sie möchten sich noch weiter über „Good Vibrations“ austauschen?

Dann freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme!

Für den richtigen Umgang mit Mitarbeitern – von Anfang an: www.mayhrdock.de